Skatepark im Osthafen von Frankfurt – Stellungnahme von Concrete SK8 mit einer Entwarnung und Kritik!

20. Dezember 2012   16:55  -  Johannes Gausepohl

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Wurden 1,8 Millionen Euro durch den Park im Osthafen von Frankfurtam Main in den Sand gesetzt? Wenn man die Meldungen der letzten Tage gelesen hat, könnte man es annehmen. Jetzt habe ich von Marcel Bourgeon vom Verein Concrete Sk8 eine ausführliche Stellungnahme zu dem Skatepark bekommen. Hört sich alles gar nicht so schlimm an!!!

"Angesichts der massiven Pressereaktionen auf die Rede, welche im Namen des Frankfurter Vereins Concrete Sk8 e.V. zur Eröffnung des Skateparks gehalten wurde, möchten wir hiermit Stellung nehmen, um die vielen, teils verzerrten Berichterstattungen aus unserer Sicht zu kommentieren.

Die Rede hatte folgende Kernaussagen:
    o Die Stadt Frankfurt hat nach 15 Jahren des Hoffens einen großen Skatepark realisiert. Dafür sind wird dankbar und wir werden viel Spass in dem Park haben.
    o Die Planungsphase war lang und intensiv und viele Ideen der Frankfurter Skater und BMXer sind in die Planung eingeflossen.
    o Die Planer, die Stadt und wir hatten den Anspruch, eine besondere Anlage zu realisieren.
    o Dies ist unserer Ansicht nach nicht gelungen: in vielen Bereichen ist die Anlage sehr gut geworden, es gibt aber auch viele Details, welche nicht gut geworden sind, ob wohl wir oft und früh darauf hingewiesen haben.
    o Diese Details sind unseres Erachtens keine Frage des Geschmacks, sondern einfach falsch ausgeführt.
    o Dies wäre unserer Ansicht nach nicht passiert, wenn die Baufirma die Expertise gehabt hätte, diese Details als falsch zu erkennen.
    o Unsere Hinweise auf diese Details wurden zur Kenntnis genommen, aber in den meisten Fällen nicht beachtet.
    o Uns ist es leider nicht gelungen zu verhindern, dass der Park nicht so gut geworden ist, wie es alle erhofft haben.

Die Presse und die sozialen Medien haben das Thema mit medialer Begeisterung aufgenommen und nicht immer neutral wiedergegeben, daher möchte wir folgendes ergänzen:

o Viele Artikel ("Curbs zu niedrig, Rails zu steil") waren sachlich falsch. Folgende Baudetails haben wir in der Rede kritisiert:
– Es sind viele Curbs zu niedrig (z.B. 8cm hohe Mannypads mit 8cm hohem Stufencurb) und es gibt keine hohen Curbs.
– Das kleine Rail an der Bank ist zu niedrig.
– Das Rail am Hausdach ist viel zu niedrig.
– Die Bodenwellen/Wobbel in dem Bereich, der für Kids und Anfänger gedacht war, sind z.T. viel zu steil geworden und damit am Ziel vorbei.
   
o Unsere wiederholten Hinweise auf diese Punkte wurden ignoriert. Es wäre einfach gewesen, diese Punkte zu verbessern.
   
o Darüber hinaus gibt es weitere Details, die wir für falsch halten – nicht "zu einfach" oder "zu schwierig", sondern einfach im Sinne des Sports falsch ausgeführt.

Genaue Kenntnis dieser Details haben wir erst bekommen, als wir zum ersten Mal auf die Baustelle durften. Dies war auch der Zeitpunkt, an dem wir zum ersten Mal die finalen Pläne gesehen haben – nach wiederholter dringender Bitte unsererseits, da die Bewehrungen und Schalungen auf der Baustelle aus der Ferne Schlimmes erahnen liessen. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Elemente schon betoniert und nicht mehr veränderbar bzw. war die Aussage vom Planer, dass die Bewehrungen schon vorbereitet seien und daher nichts mehr geändert werden könnte.
   
o Diese finalen Pläne waren nach dem letzten Workshop vom Planer und dessen Chefdesigner ohne unsere Abstimmung angepasst worden bzw. waren unsere Vorschläge nicht eingearbeitet worden – d.h. die Aussage, dass der Verein ja an den Planungen beteiligt war und jetzt selbst schuld am Ergebnis ist, ist sachlich falsch. Auf die Punkte, die wir jetzt kritisieren, hatten wir keinen Einfluss.
   
o Es gibt Detailzeichnungen für Ausführung eines kritischen Punktes (Ausführung der Copingkante einer Bank), welche der Verein skizziert und das Planungsbüro korrekt übernommen hat. Trotzdem ist dieses Detail von der Baufirma falsch ausgeführt worden. Dies wäre nicht passiert, wenn wir rechtzeitig Zutritt zur Baustelle gehabt hätten oder die ausführende Baufirma das spezielle Fachwissen für den Sport gehabt hätte.
   
o Ein als Spitzcurb gedachtes Obstacle wurde in den Plänen im Prinzip korrekt dargestellt. Unsere wiederholte Bitte, bei diesem Element besonders auf Detailgenauigkeit und saubere Ausführung zu achten, um langfristige Haltbarkeit und Nutzbarkeit zu gewährleisten, wurde vom Fachexperten der Baufirma  – vorsichtig formuliert – abgebügelt. Nicht einmal der pragmatische Vorschlag des Poliers (Danke T.!) aus Resten eine Metallkante einzubauen, wurde umgesetzt. Statt dessen wurde die Kante, welche man Grinden können sollte, in einem 30cm Durchmesser abgerundet. D.h. es ist garnicht im Sinne des Idee des Elements nutzbar. Eine verständliche Begründung für diese Entscheidung fehlt. Es lag nicht daran, dass es bautechnisch nicht machbar ist – an ähnlichen anderen Stellen wurde dies sauber gelöst.

Wir sind uns bewusst, dass die Planung und Realisierung jedes Skateparks eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten ist. Es gibt keine DIN und ISO Normen, es gibt keine Regeln, aber den Wunsch nach Kreativität und Innovation und jeder fühlt sich berufen, eine fundierte Meinung zu haben. Und jede beteiligte Partei verfolgt andere Ziele, welche Konfliktpotenzial bergen: wirtschaftliche und politische Interessen, mediale Aufmerksamkeit und dann gibt es noch die Aktiven – die wollen einen guten Skatepark.

Die beteiligten Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Frankfurt haben sich auf das Wagnis "Riesenskatepark aus Ortbeton" eingelassen, in dem Planungs- und Bauprozess viel Energie und Zeit investiert und sind viele unübliche Wege gegangen. Dieses Engagement ist in der Presse nicht adäquat gewürdigt worden oder durch unsere Kritik in den Hintergrund geraten. Auch wir erkennen dieses besondere Engagement an und möchten uns dafür – wie schon in der Rede – ausdrücklich bedanken.

Die Realisierung eines Skateparks, der nicht aus Fertigteilen besteht, erfordert ein sehr hohes Maß an Detailtreue und die Zeit und den Willen, diese auch konsequent umzusetzen. Andernfalls ist es nur ein Paradies mit Lücken.

Wir möchten alle Skateboarder und BMXer einladen, nach Frankfurt zu kommen und den Park zu skaten und zu geniessen. Er ist in weiten Teilen einfach echt geil geworden.

Wir möchten auch alle einladen, sich selbst ein Bild zu machen.

Wir sind uns sicher, dass jeder denken wird: "Geiles Ding … aber warum ist dies und dies und das so schief gelaufen?"

Hoffentlich lernen zukünftige Bauherren und Planer aus unseren Erfahrungen.

Bastian und Marcel
für Concrete Sk8 e.V."

Danke an Tom Weimar und Marcel Reimer für das Foto!

Tags: Frankfurt, Skatepark,

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